Sind Bargens Buchen binnen 80 Jahren chancenlos?

©Rhein-Neckar Zeitung | Sinsheimer Nachrichten | KRAICHGAU | 5 | Dienstag, 29. Oktober 2019

Auf seiner Tour durch den Forstbezirk stimmt Philipp Schweigler regelmäßig Klagelieder an – Schwarznuss hat manchenorts Potenzial

Helmstadt-Bargen. (tw) Drei Walddistrikte waren das Ziel des Waldtages, bei dem sich die Gemeinde- und Ortschaftsräte über die Entwicklungen im Gemeindewald informieren ließen.

Philipp Schweigler (l.) und Tobias Dörre zeigen Käferschäden. Foto: Thomas Weber

Forstbezirksleiter Philipp Schweigler und Revierleiter Tobias Dörre führten die Vertreter zunächst zum „Innenwald“ an der Gemarkungsgrenze Bargen/Kälbertshausen/Asbach. Hier wurde die Beeinträchtigung der Buche wegen der trockenen Sommer 2018 und 2019 deutlich. Auch wenn die Krone teilweise schon Anzeichen eines Absterbens zeige, bestehe noch die Hoffnung, dass der untere Teil der Bäume überlebe, wenn jetzt und im nächsten Jahr reichlich Wasser zur Verfügung stehe, schätzte Dörre die Lage ein.

Wie die Forstverwaltung bei der Waldpflege vorgeht, und wie einzelne Bäume in ihrem Wachstum unterstützt werden, zeigten die beiden Experten an einem konkreten Beispiel: Dabei wird sowohl in der Pflege als auch in der Nachpflanzung darauf geachtet, dass stabile Baumarten gefördert werden. Der Buche werden auf die nächsten 30 und besonders auf die nächsten 80 Jahre kaum noch Chancen eingeräumt, da für sie nach den Klimaprognosen nicht mehr genug Wasser im Boden zur Verfügung stehe. Die Eiche habe bessere Entwicklungsmöglichkeiten. Dennoch wisse niemand genau, wo die Reise hingehe. Alternativ werden Versuche mit der Elsbeere, der Hainbuche, dem Feldahorn und der Roteiche unternommen.

Bei den Nadelhölzern werden Douglasien und Lärchen gepflanzt. Am Verhältnis 70 Prozent Laubholz und 30 Prozent Nadelholz soll festgehalten werden. Derzeit stehen rund 160 Hektar an Buchen-Verjüngungsfläche an. Das entspricht etwas über 30 Prozent der gesamten kommunalen Waldfläche in Helmstadt, Flinsbach und Bargen.

Auch wurde die Forsteinrichtung erläutert. Hier würden der Bestand alle zehn Jahre überprüft und die Maßnahmen der nächsten zehn Jahre festgestellt. Es werde in Jahrzehnten und Jahrhunderten gedacht.

Im Walddistrikt „Hägicht“ wurde deutlich, wie sich der Borkenkäferbefall auswirkt. An manchen Fichten fehlte die komplette Rinde, und das Fraßschema der Käfer wurde sichtbar. Durch den trockenen Sommer 2018 konnten die Käfer mindestens drei Generationen entwickeln und sich daher noch schneller ausbreiten. Akut befallene Bäume müssten dann schnell aus dem Wald geschafft werden. Wenn der Käfer bereits ausgeflogen sei, könne der Baum stehen bleiben, erläuterte der Revierleiter. Der Käfer habe nur an der Rinde Interesse, der Baum sterbe dann aber ab. Da für dieses Holz kein vernünftiger Preis erzielt werden könne, blieben die Bäume stehen – die Natur führe das Totholz wieder dem Kreislauf von Entstehen und Vergehen zu. Zwischen 200 und 300 Festmeter Käferholz schätzt Schweigler den aktuellen Schaden ein.

Abschließend zeigten die Vertreter des Forstamtes den interessierten Räten eine Fläche im Distrikt „Überhau“ auf Flinsbacher Gemarkung, auf der die Schwarznuss angepflanzt wurde. Auf einem wasserreichen Auenstandort, wie dort gegeben, wachse diese Baumart besonders gut. Das Holz der Schwarznuss habe einen hohen Marktwert, erklärte Schweigler den Grund, dass dort diese Baumart angepflanzt werde.